Julien Clauss/Lynn Pook
Stimuline ist eine Weiterführung der seit 2003 entwickelten audio-taktilen Installationen von Julien Clauss und Lynn Pook. Es ist eine Weiterentwicklung sowohl der theoretischen als auch plastischen und klanglichen Recherchen zur Wahrnehmung des Raumes und des Körpers.
Das audio-taktile Prinzip beruht auf Interfaces, die es ermöglichen, akustische und taktile Stimulierungen an der Körperoberfläche zirkulieren zu lassen. Fünfzehn einzeln steuerbare Lautsprecher sind direkt am Körper des Zuschauers befestigt. Dadurch nimmt dieser feine, lokale Vibrationen wahr, die auf seiner Haut agieren und durch die Knochenleitung an sein inneres Ohr übertragen werden.
Zehn Personnen, die die futuristisch anmutenden Körperinterfaces tragen, erleben gleichzeitig in einem Raum eine synthetische Musik, die von den zwei Performern direkt an den Körper übertragen wird. Dieses Arrangement ermöglicht, taktile Empfindungen aus der Distanz zu vermitteln. Stimuline experimentiert mit neuen Wahrnehmungsprozessen des Konzertes.
Die Szenografie von Stimuline bindet sowohl das mit dem Interface ausgestattete Publikum als auch die Architektur des Aufführungsortes mit ein. Julien Clauss und Lynn Pook interessieren sich besonders für unkonventionelle Konzerträume mit architektonischen und akustischen Absonderlichkeiten, die die Komposition beeinflussen.
Für die Entwicklung des Körperinterface von Stimuline erforschen und entwickeln Julien Clauss und Lynn Pook neue Technologien. Parallel dazu hinterfragen sie in Stimuline die Rolle des Zuschauers, den Tastsinn und die menschlichen Beziehungen in Verbindung mit der Entwicklung dieser neuen Technologien.
Stimuline, der Sound à fleur de peau.
Beim Festival Scopitone in Nantes (F), nehmen Lynn Pook und Julien
Clauss zehn Personen mit auf eine ungewöhnliche audio-taktile Reise.
(...) "Es hat mich sehr weit fortgetragen. Ich habe vollkommen losgelassen.
Ich werde zu einem Objekt, mein Körper ist ein Flipperautomat, der von
Sound-Kugeln durchschossen wird." Die zehn Zuschauer von Stimuline haben alle dieselbe Reise gemacht, in Form eines Stern auf dem Boden liegend, durch eine "Nabelschnur" verbunden zu einer tentakelartigen Sound-Schnittstelle. Es bleibt zurück ein Eindruck von Schweben, von leichten Vibrationen gewiegt, die kribbeln und unter der Haut nachklingen, Crescendo, Decrescendo.
(Zeitungsartikel in Ouest-France)
(...) Die Teilnehmer liegen, sie schließen die Augen und spüren, wie der
Sound durch ihre Knochen und Gliedmaßen strömt und im Kopf vibriert. Es
ist ein bisschen Ambient, ein bisschen Dub und manchmal noisy, so wie
man es von den Produktionen von Stefan Betke aus -Scape oder aus der
Edition Mego kennt. Am Ende der Performance erholen sich die Zuschauer
langsam. Sie kommen transformiert aus dieser Erfahrung heraus. Nach
diesem Erlebnis ist eine Sache sicher: uns fehlt ein Sinn.
(Fluctat.net)
Hier gibt es eine Interview (in Französisch) für arte.tv : Lynn Pook und Julien Clauss stellen Stimuline vor, Club Transmediale, Berlin, Februar 2009